Die Kolophonistinnen



Stadt Kempen - Vier Wiener Teenager begeistern restlos ihr Publikum


Stadt Kempen - Vier Wiener Teenager begeistern restlos ihr Publikum

Die Kolophonistinnen-

Hannah Amann, Marlene Förstel, Elisabeth Herrmann und Theresa Laun haben die Wiener Cello Bonbonnière in Kempen weit aufgemacht. FOTO: WOLFGANG KAISER

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2018-02-12T17:42+0100 2018-02-13T00:00+0100

Stadt Kempen. Bekannt wurden die "Kolophonistinnen" 2017 durch den Pausenfilm des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker. Von Heide Oehmen

Wer dem Altweibertrubel entfliehen wollte, war bei der Nachtmusik in der Kempener Paterskirche bestens aufgehoben. Das "Altweiber-Fastnachts-Alternativkonzert" lockte erstaunlich viele Besucher an. Die "Kolophonistinnen" aus Wien - der Name ist hergeleitet vom Kolophonium, jenem bernsteinfarbenen Baumharz, das durch seine Haftreibung zwischen Bogen und Saiten den unnachahmlichen Klang des Cellos erzeugt - empfingen ihre Gäste schon beim Eintreten mit einschmeichelnden Klängen, mit "La Poesia" des Italieners Saverio Mercadante (1795-1870).

Dass die vier Wiener Cellistinnen - alle um die 16 Jahre jung - überhaupt in der Paterskirche auftraten, ist einem Film zu danken, der in der Pause des letztjährigen Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker zu erleben war und der den Initiator Peter Landmann sofort tätig werden ließ. Denn dort spielten Hannah Amann, Marlene Förstel, Elisabeth Herrmann und Theresa Laun den Strauß-Walzer "Wiener Blut" - in einer schwungvollen und dem Werk in jeder Phase entsprechenden Bearbeitung des Cellisten Leonhard Roczek - derart großartig, dass Landmann die vier Youngsters sofort für eine Nachtmusik nach Kempen verpflichtete. Auch am Altweiberabend konnte das Publikum "Wiener Blut" genießen, und die jungen Damen betonten in ihrer munteren Moderation, wie dankbar sie für diese glückliche Fügung sind.

Im Jahre 2014 gründeten die von Maria Grün, Cellistin der Wiener Symphoniker, unterrichteten und betreuten Musikerinnen ihr Quartett. Inzwischen können sie bereits auf den Sieg beim Bundeswettbewerb von "Prima la Musica" und auf den Preis der Wiener Philharmoniker verweisen, der ihnen einen Auftritt bei deren Sommernachtskonzert im Schlosspark Schönbrunn bescherte. Die dort präsentierte "Furioso Polka" von Johann Strauß Sohn durften die begeistert mitgehenden Zuhörer in der Paterskirche ebenfalls erleben.

Neben ansteckender Frische und einer fast unglaublichen technischen Reife - einschließlich aller spieltechnischen Finessen - zeichnet das Ausnahmequartett die Vielfalt ihrer interpretatorischen Möglichkeiten aus. Das liegt einmal an ihrer gestalterischen Wandlungsfähigkeit, zum anderen am ständigen Wechsel der das Quartett führenden Cellistin. So werden immer wieder neue Schwerpunkte gesetzt, die unter anderem auch ein wunderschön und voller Andacht zelebriertes "Ave Maria" von Wilhelm Fitzenhagen(1848-1890) einschlossen. Ob beim Walzer aus Schostakowitschs "Jazz-Suite Nr.2", den Hannah Amann für ihr Ensemble bearbeitet hat, beim eigenwilligen Opus "Streich" aus der Feder des 1963 in Detmold geborenen Wiener Cello-Professors Andreas Lindenbaum oder der Polka "Im Krapfenwaldl" von Johann Strauß Sohn, bei der mit unterschiedlichen Flöten Vogelstimmen imitiert wurden, - immer vermochten die freundlich und ganz locker auftretenden Musikerinnen ihr Auditorium zu fesseln.

"Ganz konventionell", so die Ansage, wollten sie ihr Programm mit dem "Radetzkymarsch" beenden. Doch die Bearbeitung des beliebtesten Werkes von Johann Strauß Vater durch Leonhard Roczek übertraf alle Erwartungen. Melodisch und rhythmisch stellte sie an das Quartett extreme und grandios gemeisterte Anforderungen. Die Zuhörer waren restlos begeistert.

Quelle: RP